Wie die Fed zum Banker von Bitcoin Spekulanten geworden ist

Krim Delko
3 min readJan 4, 2021

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Im letzten März musste die amerikanische Notenbank plötzlich massiv in den Treasury Markt eingreifen. Milliarden an Bonds standen zum Verkauf, noch niemand wollte kaufen und das inmitten einer Finanzkrise. Wie war das möglich? Zu diesem Thema ist in den letzten Monaten viel diskutiert worden. Josh Galper von Finadium hat dazu eine interessante These. Im Kern sei damals die Infrastruktur des amerikanischen Finanzmarktes zusammengebrochen, was zur massiven Intervention der Fed geführt hat. Ähnliches schreibt Stanford Professor Darrell Duffy, der vom Versagen des US Finanzsystems spricht. Dieses sei allerdings nicht wegen schlechten Entscheidungen der Portfoliomanager aus den Angeln geworfen worden, sondern weil das System von Grund auf nicht genügend solide aufgebaut worden ist.

Im Kern geht es hier darum, dass die Banken, die Treasuries kaufen, aus regulatorischen Gründen nur eine beschränkte Anzahl von Bonds auf der Bilanz halten konnten. Deshalb seien sie vom Markt fern geblieben und die Fed musste eingriffen. Dieses technische Detail hat allerdings massive Folgen und wirkt sich heute noch auf die Entwicklung der Finanzmärkte aus. Meiner Meinung nach ist die Fed nun zur Geisel ihrer eigenen Rettungsaktion geworden. Insbesondere in den Emerging Markets hat sich die Fed zur Finanzierung der Dollarnachfrage zwingen lassen. Das hat einerseits zur Stabilität der dortigen Währungen beigetragen, was sicher ein Ziel der Fed war. Doch anderseits ist die Fed nun zu einer Art Prime Broker für Spekulanten in den Emerging Markets geworden. Eine sehr sichtbare Folge daraus ist zum Beispiel der parabolische Aufstieg von Bitcoin, eine digitale Währung, die insbesondere in Ländern mit instabilen Währungen sehr gefragt ist. Ironischerweise ist die Fed also nicht der Antreiber von Bitcoin, weil sie in den USA viel Geld gedruckt hat, sondern weil sie durch Devisenswaps und andere Mittel die internationalen Devisenmärkte stabilisiert hat.

Warum ist das heute so relevant? Weil die Fed so ungewollt in die Rolle des Finanzierungszentrums für internationale Spekulanten geworden ist. Ein Fondsmanager in Brasilien zum Beispiel kann sich heute mit Leichtigkeit in Dollar verschulden und die Greenbacks dann entweder in den US Aktienmarkt, Bitcoin, Gold oder Kupfer fliessen lassen. Egal was er tut, er wird bestimmt nicht in Brasilien investieren, weil die wirtschaftliche Situation dort instabil ist. Dasselbe gilt für viele andere Emerging Marktes. Selbst in China und Europa profitieren die Anleger von dieser Hebelwirkung der Fed.

Problematisch ist diese Entwicklung vor allem aus zwei Gründen. Zum einen führt das zwangsweise zu einer Börsenblase wie etwa bei Bitcoin. Auch die internationalen Aktienmärkte sind von dieser Dynamik getrieben. Zum anderen wird die Fed hier in eine Ecke gezwungen, aus der die Bürokraten in Washington wohl nur sehr schwer wieder herausfinden werden. Je länger sie warten mit der Korrektur, desto schmerzhafter wird es. Wie ein Arzt, der dem Patienten Schmerzmittel gibt, so muss die Fed irgendwann damit aufhören. Doch der Patient will immer mehr und treibt sich zunehmend in einen Rausch, aus dem sowohl der Patient als auch die Fed nur schwer wieder zurückkommen können.

Insofern hat sich die Fed so selber zur Geisel der Finanzmärkte machen lassen. Daraus auszutreten wird sehr schwer. In der kurzen Frist wird das wohl nicht stattfinden, zumal auch der neue Präsident Biden und seine wahrscheinliche Finanzministerin Janet Yellen, die ex-Fed Chefin, kaum Lust einen Marktkollaps haben. Somit darf man als Anleger ruhig auf eine Fortsetzung der Markteuphorie setzten. Doch irgendwann ist Schluss. Irgendwann wird die Fed an der Zinsschraube drehen, oder die Devisenmärkte etwas zähmen. Dann wird es mit Sicherheit sehr turbulent. Bis dann, viel Vergnügen.

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Krim Delko

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